Die Geschichte der Franken vom 9. bis 12. Jhd.
Die Geschichte Frankreichs als eigenständiger Staat begann im Jahr 843 mit der Teilung des Frankenreichs im Vertrag von Verdun. Die Söhne des Karolingerkaisers Ludwig des Frommen (814-840) teilten das Reich in drei Teile.
Erster König dieses Westfränkischen Reichs, dessen Wurzeln schon in den früheren Reichsteilen Neustrien und Austrasien begründet liegen, wurde Karl II. der Kahle (843-77).
Wie im Ostfrankenreich bildeten sich große Territorien: Die Herzogtümer Franzien, Aquitanien (Guyenne), Gascogne, Bretagne und Normandie, die Grafschaften Champagne, Toulouse, Barcelona, Flandern sowie die Markgrafschaft Gothien. Es bildete sich eine Art staatliche Identität im Westen, Osten sowie in Italien heraus. Das Mittelreich Lotharingien wurde dabei 925 dem Ostreich zugeschlagen. Verbunden war diese Änderung mit Dynastiewechseln, der Einführung neuer Namen für die Reiche sowie mit dem Wechsel von der Erb- zur Wahlmonarchie. Durch die Praxis, die Herrschersöhne schon zu Lebzeiten der Väter zu krönen und an der Macht zu beteiligen, wurde in West- und Ostfranken die Dynastie etabliert. Anders als in Ostfranken/Deutschland, wo die Karolinger 911 aussterben und während des gesamten Mittelalters nie mehr als fünf Herrscher der selben Dynastie ununterbrochen aufeinanderfolgen, spielen in Westfranken/Frankreich dynastische Kontinuität und das Geblütsrecht eine wesentliche Rolle bis ins 19. Jahrhundert, und die Könige erreichen Anfang des 13. Jahrhunderts sogar die Errichtung einer Erbmonarchie.
Anfangs hat Westfranken eine starke Stellung unter den Karolingerreichen – Karl II. der Kahle kann Italien erwerben und wird 875 zum Kaiser gekrönt. Durch den frühen Tod seines Sohnes und seiner beiden Enkel löst sich das Reich jedoch auf: 877 werden Niederburgund (Arelat) und 888 Hochburgund selbständige Königreiche und auch die Herrschaft in Italien kann nicht aufrechterhalten werden. 880 muss der Anspruch auf Lothringen aufgegeben werden, das an Ostfranken fällt. 884 wird der ursprünglich ostfränkische König und Kaiser Karl III. der Dicke (881-87) Herrscher auch des Westfränkischen Reichs. Nach dessen Passivität angesichts der normannischen Bedrohung wird jedoch Karl zur Abdankung gezwungen (Reichstag von Tribur) und 888 mit Graf Odo von Paris ein erster Gegenkönig in Westfranken gewählt. Die Karolinger behaupten sich zwar im Westfrankenreich noch 100 Jahre, die Macht liegt während dieser Zeit jedoch in den Händen der Robertiner, der Nachfahren Graf Odos.
Zu einem Machtfaktor dagegen entwickelt sich das burgundische Kloster Cluny und die von ihm ausgehende monastische Reformbewegung. Der Stifter von Cluny, Herzog Wilhelm der Fromme von Aquitanien, gibt dem 910 gegründeten Kloster eine von jeder weltlichen und bischöflichen Gewalt freie Verfassung; es ist lediglich dem Papst unterstellt. König Heinrich I. des Ostfrankenreiches (919-36) erteilt dem Kloster das Privileg, Tochterklöster zu gründen und die Reform auch auf diese übertragen. Begünstigend für die Ausbreitung ist nicht zuletzt das Machtvakuum im Grenzgebiet von Frankreich, Deutschem Reich und dem Arelat, sodass sich die cluniazensische Reform rasch ausbreitet – vor allem im westfränkischen Reich. Das Kloster wächst im Laufe der Zeit zu einem zentralisierten Mönchsstaat, dem im 12. Jahrhundert über 200 Abteien und Priorate unterstellt sind. Cluny entwickelt sich neben dem römisch-deutschen Kaiser zum zweiten bedeutenden abendländischen Machtfaktor dieser Zeit und trägt wesentlich zum Mitte des 11. Jahrhunderts eskalierenden Investiturstreit bei.
Nach Aussterben der Karolinger wird 987 Herzog Hugo Capet von Franzien, ein Nachfahre des ehemaligen Gegenkönigs Odo von Paris, mit Unterstützung der Kaiserin Theophanu König von Frankreich und begründet die Kapetinger-Dynastie. Seine ersten drei Nachfolger sind nur Schattenkönige.
Während dieser Zeit kann 1066 Herzog Wilhelm der Eroberer England erobern. Gleichzeitig Vasall des französischen Königs, entwickelt sich das englische Königshaus zur größten Bedrohung für die französische Krone über die nächsten 400 Jahre.
Aufstieg des Königtums
Der Aufstieg der Kapetinger setzt ein mit Ludwig VI. dem Dicken (1106-37); durch Ausbildung des Lehnsrechts und Privilegierung der Städte kann er die Stärkung der Krone auf Kosten des niederen Adels einleiten. Ein französisches Nationalgefühl entsteht durch den Angriff Kaiser Heinrichs V. 1124 und durch die Kreuzzüge, in denen sich die Franzosen als ,auserwähltes Werkzeug Gottes’ verstehen. Ludwig stellt eine Verbindung zum Papsttum her zum ‚Schutz gegen Deutschland’. Sein Kanzler, der Zisterzienserabt Suger, stellt weiterhin eine Verbindung zwischen der Krone und den Zisterziensern her. Sein Kirchenbau, die Basilika Saint-Denis ist Stein gewordener Herrschaftsanspruch und verkörpert als Initialbau der Gotik, die über die nächsten 250 Jahre die europäische Baukunst dominieren wird, die gewachsene Bedeutung Frankreichs.