Die Flamen


Die Nachfahren der Flamen des 11. Jhd. bilden heute noch unter diesem Namen Bevölkerungsgruppen in drei Regionen Europas. Zum einem in Flandern, im heutigen Belgien. Die Region Flandern umfasst Teile der historischen Territorien Grafschaft, aber auch der Herzogtümer Brabant und Limburg. Zum andern auch in den heutigen Niederlanden. Das südlichste, nicht über den Landweg zu erreichende, Teilgebiet der Provinz Zeeland heißt Zeeuws Vlaanderen (dt. Seeländisch Flandern). Aber auch im Nordosten Frankreichs leben Flamen.

Auf die Geschichte der Flamen und ihrer Territorien soll hier anhand der Historie der drei Gebiete Flandern, Brabant und Limburg kurz eingegangen werden.

Grafschaft Flandern

Altertum und Frühmittelalter

Flandern war in ältester Zeit von belgischen Stämmen, Morinern, Atrebaten und Menapiern, bewohnt und gehörte nach deren Unterwerfung durch Caesar zu der römischen Provinz Belgica secunda. Nachdem das Land unter die Herrschaft der Franken gekommen war, bildete die Lys, ein Nebenfluss der Schelde, die Grenze zwischen Neustrien und Austrasien, und nach der Teilung von Verdun. Im Jahre 843 kam der nördliche und südwestliche Teil Flanderns, obschon vorzugsweise niederländischsprachig, zu Frankreich, der südöstliche aber, obschon vorzugsweise picardischsprachig, zum Heiligen Römischen Reich.

Entstehung der Grafschaft Flandern

Die Benennung Flandern kommt seit dem 7. Jahrhundert vor und umfasste ursprünglich nur das Gebiet von Brügge und Sluis (municipium flandrense), dessen Grafen den Namen Flandern gegen Ende des 9. Jahrhundert auch über den nordfranzösischen Küstenstrich, den sie als Mark zur Beschützung gegen die Normannen erhielten, und später auch über einige angrenzende deutsche Besitzungen ausdehnten. Der erste jener Markgrafen ist Balduin I., Eisenarm, ein französischer Ritter aus Laon, welcher die Tochter Kaiser Karls des Kahlen, Judith, entführte, aber dennoch 862 von demselben jene neugeschaffene Mark als Lehen erhielt und so den Grund zur Größe seines Hauses legte. Er starb 879.

10. bis 12. Jahrhundert

Der Sohn Balduins I., Balduin II., der Kahle (879-918), befestigte Brügge, Ypern und Saint-Omer gegen die Normannen. Dessen Sohn Arnulf I. (918-966) nahm seinen Sohn Balduin III. (der die ersten Webereien in Flandern einführte) und nach dessen Tod seinen Enkel Arnulf II. (gestorben 989) zum Mitregenten an. Des letzteren Sohn Balduin IV., Schönbart (989-1036), riss 1006 Valenciennes, eine Stadt des heiligen römischen Reiches, an sich, wurde daher von Kaiser Heinrich II. bekriegt, erhielt aber durch Vertrag 1007 Valenciennes, Stadt und Burggrafschaft Gent, Wucheren und die zeeländischen Inseln (das sogenannte Reichsflandern) von Kaiser Heinrich II. zu Lehen.
Sein Sohn Balduin V., der Fromme (1036-67), führte zwischen 1045-1056 mehrere Kriege gegen Kaiser Heinrich III., welcher der Machterweiterung der Markgrafen Einhalt gebieten wollte, behauptete sich jedoch, besiegte die Friesen und vermehrte seine Besitzungen durch Erwerb der zum Herzogtum Niederlothringen gehörigen Gebiete zwischen der Schelde und Dender. Nach seinem Tod erhielt sein jüngerer Sohn, Robert I., der Friese, die Länder an der Mündung des Rheins und der Waal und die zeeländischen Inseln, während die französische Lehen (das Hauptland Flandern) an den Erstgeborenen, Balduin VI., den Guten (1067-70), fielen. Nach dem frühen Tode des letzteren kam es zu längeren Kämpfen um die Erbfolge zwischen Balduins Witwe Richilde von Egisheim, Gräfin von Hennegau, und Robert dem Friesen, welche damit endigten, dass Robert Flandern, dagegen der Sohn Balduins VI., Balduin (I.), sich im Hennegau zurückzog, während ein Teil von Friesland an Gottfried von Lothringen kam.
Roberts I. Sohn und Nachfolger Robert II. (1093-1111) machte den ersten Kreuzzug mit und führte zahlreiche Kämpfe mit seinen Nachbarn und mit dem Kaiser. Sein Sohn Balduin VII., mit dem Beil (oder der Strenge), so genannt wegen der Strenge, mit welcher er die Landfriedensbrecher bestrafte, starb 1119 kinderlos und hinterließ das Land seinem Vetter, dem dänischen Prinzen Karl I., dem Guten, dessen Mutter eine Tochter Roberts I. war, der jedoch wegen seiner Strenge in Handhabung der Gesetze schon 1127 zu Brügge ermordet wurde.

Herzogtum Brabant

Brabant ist ein historisches Gebiet, das in etwa aus den belgischen Provinzen Antwerpen und Brabant, sowie der im Süden der Niederlande gelegenen Provinz Nordbrabant (Noord-Brabant) besteht.

Altertum und Frühmittelalter

Brabant war zur Zeit der Römer von Menapiern bewohnt, nach deren Unterwerfung durch die Römer es zur Provinz Gallia Belgica gehörte. Im 5. Jahrhundert bemächtigten sich die Franken Brabants. 870 kam es als Teil Lothringens zum Deutschen Reich und wurde dann schon als Gaugrafschaft bezeichnet. Zwischen 900 und 923 kam Lothringen an den westfränkischen König Karl den Einfältigen. Seit 959 wurde der Brabantgau von den Grafen von Verdun (Wigeriche, Herzöge von Niederlothringen) beherrscht.
Im 11. Jahrhundert wurden die vier Grafschaften im Brabantgau auf drei Landesherrschaften verteilt:
Um 1000 wurde die Grafschaft Brüssel (zwischen den Flüssen Zenne und Dijle) von Graf Lambert I. von Löwen (†1015) erworben.
Um 1024 ging der südliche Teil des Brabantgaus an den Grafen Reginar V. von Bergen, Schwiegersohn des Grafen Herman von Verdun (†1028), dessen Geschlecht vordem Grafen im Brabantgau (Wigeriche) waren. Seither blieb diese Grafschaft ein Teil der Grafschaft Hennegau.
Zwischen 1056-1059 wurde die sogenannte Grafschaft Ename (zwischen Schelde und Dender) als Reichslehen Graf Balduin V. von Flandern anvertraut (man nannte dieses Gebiet darum später Reichsflandern).
Bis 1085 blieb die vierte Grafschaft (zwischen den Flüssen Dender und Zenne) ein Reichslehen des Pfalzgrafen Hermann II. von Lothringen (aus dem Geschlecht der Ezzonen). Nach seinem Tod († 20. Sept. 1085) wurde es durch Kaiser Heinrich IV. als Landgrafschaft dem Grafen Heinrich III. von Löwen (der auch schon Graf von Löwen und Brüssel war) zugewiesen.

Herzogtum Limburg

Der geschichtliche Ursprung liegt im frühen elften Jahrhundert, als die gleichnamige Burg Limburg erbaut wurde. Sein definitives Ende besiegelten die Franzosen, als sie das Gebiet 1793 annektierten und an Frankreich anschlossen.
Vermutlich um das Jahr 1020 baute Friedrich II. aus dem Hause Luxemburg, die Burg Limburg im Vesdretal (Wesertal) auf der alten königlichen Grundherrschaft Baelen (bei Eupen und Verviers). Die Burg war der Ursprung der Stadt Limburg und gab der Grafschaft den Namen.
Zu Friedrichs dominium gehörten Besitzungen zwischen Maas und Aachen und südlich von Lüttich gelegenes Gebiet um Sprimont. Dieses Kerngebiet war in fünf Gerichtsbezirke, Hochbank oder Bank genannt, eingeteilt:
Hochbank Baelen
Die Bank Baelen lag im südöstlichen Teil des Herzogtums. Zu ihr gehörten die Burg, heute Stadt Limburg, Baelen, Bilstain, Eupen, Goé, Henri-Chapelle, Welkenraedt, Herbesthal und Membach.
Hochbank Herve
Die Bank Herve lag westlich von der Bank Baelen. Zu ihr gehörten Clermont, Thimister, Chaineux, Dison, Soiron, Charneux.
Hochbank Montzen
Die Bank Montzen machte den nördlichen Teil des Herzogtums aus. Zu ihr gehörten Gemmenich, Homburg, Kelmis, Montzen, Moresnet, Sippenaeken und Teuven.
Hochbank Walhorn
Nordöstlich lag die Bank Walhorn mit den Herrschaften Eynatten, Hauset, Hergenrath, Walhorn und Lontzen.
Hochbank Sprimont
Die Bank Sprimont war eine Exklave im Fürstbistum Lüttich rund um Sprimont.
Außerdem gehörten die Vogteien über die Abtei St. Truiden und die Doppelabtei Stablo-Malmedy zu Friedrichs Herrschaftsbereich.
Judith, einziges Kind Friedrichs, heiratete im Jahr 1065 Walram-Udo, Graf von Arlon, und brachte ihrem Ehemann die Grafschaft mit in die Ehe. Walram-Udo wurde noch zu Lebzeiten seines Schwiegervaters in einer Urkunde von 1064 als egregius comes Udo de Lemborch (auserwählter Graf von Limburg) bezeichnet.
Friedrich hatte im Jahr 1046 die Herzogswürde von Niederlothringen erhalten. Kaiser Heinrich IV. ernannte seinen Enkel (also Walram-Udos Sohn), Heinrich I. von Limburg und Arlon (1081-1119), im Jahr 1101 zum Herzog von Niederlothringen. Im späteren Machtgerangel zwischen dem Kaiser und seinem Sohn (Heinrich V.) blieb Heinrich von Limburg dem alten Kaiser treu. Das kostete ihn die Herzogswürde wieder und Graf Gottfried I. von Löwen (als Herzog Gottfried VI.) erhielt stattdessen das Amt. Es kam nun zwischen den Häusern Limburg und Löwen-Brabant zu fortwährendem Gerangel um den Titel und das Amt des Herzogs von Niederlothringen. 1128 erhielt Heinrichs I. Sohn, Walram II. von Limburg (1119-1139), den Titel von Kaiser Lothar III.. Im Jahr 1139 verlieh Konrad III. ihn wieder dem Haus Löwen-Brabant.